Das Genfer Gelöbnis, auch bekannt als der Eid des Genfer Roten Kreuzes, ist eine ethische Verpflichtung, die von medizinischem Personal, insbesondere Ärzten, bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten während bewaffneter Konflikte oder in Situationen bewaffneter Gewalt, abgelegt wird. Es wurde erstmals 1948 in Genf eingeführt und dient als Leitlinie für die medizinische Ethik in Zeiten des Krieges und bewaffneter Auseinandersetzungen.
Das Genfer Gelöbnis wurde als Reaktion auf die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und die ethischen Herausforderungen für Ärzte und medizinisches Personal in Konfliktsituationen entwickelt. Es ist eng mit den Genfer Konventionen verbunden, die eine Reihe von völkerrechtlichen Vereinbarungen sind, die den Schutz von Zivilpersonen und Kriegsgefangenen in bewaffneten Konflikten regeln. Die Genfer Konventionen legen auch fest, dass medizinisches Personal, insbesondere Ärzte, eine besondere Rolle und Verantwortung im Zusammenhang mit dem Schutz von Kriegsopfern haben.
Das Genfer Gelöbnis ist von großer Bedeutung, da es die grundlegenden ethischen Prinzipien betont, die medizinisches Personal in Kriegszeiten einhalten sollte. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte des Genfer Gelöbnisses:
1. Schutz von Leben und Gesundheit: Das Gelöbnis betont den vorrangigen Zweck der medizinischen Versorgung, nämlich Leben zu schützen und die Gesundheit zu bewehren. Medizinisches Personal verpflichtet sich, Patienten ohne Unterschied zu behandeln und ihre Leben und Würde zu respektieren.
2. Unabhängigkeit und Neutralität: Ärzte verpflichten sich, ihre Tätigkeiten unabhängig auszuüben und keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Religion oder politischer Überzeugung zuzulassen. Sie sollen neutral und unparteiisch sein, um die Vertrauenswürdigkeit ihrer Dienste zu gewährleisten.
3. Vertraulichkeit: Das Genfer Gelöbnis betont die Bedeutung der ärztlichen Schweigepflicht. Ärzte verpflichten sich, Informationen über ihre Patienten vertraulich zu behandeln und sie nicht für nichtmedizinische Zwecke zu nutzen.
4. Berufliche Integrität: Medizinisches Personal verpflichtet sich zur beruflichen Integrität und dazu, ihre Fähigkeiten zum Wohle der Kranken zu nutzen. Sie sollen keine Maßnahmen ergreifen, die ihrem ethischen Kodex widersprechen oder das Vertrauen der Öffentlichkeit in den medizinischen Beruf gefährden.
5. Schutz von Verwundeten und Kranken: Ärzte verpflichten sich, Verwundeten und Kranken medizinische Hilfe zu gewähren, unabhängig von deren Zugehörigkeit oder Parteinahme. Dies umfasst auch die Verpflichtung, medizinisches Personal und Einrichtungen zu schützen.
6. Achtung der Menschenrechte: Das Genfer Gelöbnis unterstreicht die Achtung der Menschenrechte und die Ablehnung jeder Form von Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung.
7. Ablehnung von Zwangsmaßnahmen: Ärzte verpflichten sich, nicht an Folter oder an anderen Formen von körperlichem oder psychischem Zwang teilzunehmen oder solche Praktiken zu unterstützen.
Es ist wichtig zu betonen, dass das Genfer Gelöbnis nicht nur eine ethische Verpflichtung für Ärzte darstellt, sondern auch für alle Mitglieder des medizinischen Personals, einschließlich Krankenschwestern, Pflegern und anderem medizinischem Fachpersonal. Es wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet, um den sich verändernden Gegebenheiten und Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsversorgung während bewaffneter Konflikte Rechnung zu tragen.
Die Einhaltung des Genfer Gelöbnisses ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass medizinisches Personal in Konfliktsituationen die ethischen Prinzipien respektiert und die bestmögliche medizinische Versorgung für alle Patienten gewährleistet. Es dient als Leitfaden für diejenigen, die in herausfordernden Umgebungen arbeiten, um sicherzustellen, dass humanitäre Grundsätze und Menschenrechte respektiert werden, auch in Zeiten des Krieges und bewaffneter Gewalt.